Da der aktuelle Beitrag gerade mehrere Tage braucht, um in die Welt geboren zu werden, schenke ich mir heute zwischendrin ein kleineres Erfolgserlebnis. Die Idee, wesentliche Bücher meines Erkenntnispfades zu rezensieren, begleitet mich schon lange. Erst beim Rezipieren des Buches “Marcel Mauss – Die Gabe“ wurde mir klar, warum ich ein so großes Interesse daran hatte und habe wesentliche Bücher zu finden und zu lesen.
Marcel Mauss hat meines Wissens selbst kein einziges Buch geschrieben und doch gilt sein Essay zur “Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften” mit zu den einflussreichsten Schriften der (Geld)-Weltgeschichte. Für mich war neben den inhaltlichen Aussagen seine persönliche Geschichte sehr aufschlussreich.
Er gründete zusammen mit Émile Durkheim die Zeitschrift L’Année Sociologique und rezensierte in seiner aktiven Laufbahn für diese Zeitschrift ohne Ende Bücher anderer Wissenschaftler. Und für mich begründet sich sein Einfluss und seine Erkenntnistiefe eben aus dem Phänomen, dass er sich nicht hauptsächlich mit seinen eigenen Gedanken und Wahrnehmungen beschäftigt hat, sondern durch die Arbeit als Rezensent die Arbeit von ganz vielen Wissenschaftlern rezipierte.
Ein Buch zu rezensieren bedeutet auch immer den Inhalt aus einem bestimmten Blickwinkel zu betrachten:
- Was sind die Kernaussagen?
- Welche Punkte sind wesentlich zum Verständnis dieser Kernaussage?
- Und welche Punkte sind eher Schmückwerk und tragen nicht unbedingt zur Vermittlung der Hauptgedanken oder Beobachtungen bei?
Ich selbst habe diesen Prozess lange mit dem Begriff “komprimieren” beschrieben und irgendwie dann doch intuitiv wahrgenommen, dass er nicht wirklich treffend ist. Da ich mich schon lange mit dem “Wesen des Begriffs” beschäftige, habe ich mir angewöhnt, sämtliche Begriffe in meinem Alltag immer wieder zu hinterfragen.
Bei der letzten Überprüfung fand dich den Begriff “kondensieren” viel treffender. Die Kondensation beschreibt den Übergang eines Stoffes vom gasförmigen in den flüssigen Aggregatzustand. In meiner Wahrnehmung geht es beim Rezipieren oder auch Rezensieren eines Buches genau darum, die eigentlichen Gedanken und Erkenntnisse des Autors in eine besser wahrnehmbare Form zu bringen, ohne daß de Inhalt verfälscht oder deformiert wird.
Insofern verstehe ich mich mittlerweile ein bisschen als Kondensator und freue mich darüber, dass ich meine Fähigkeiten in diesem Bereich nun auch in diesem Blog wirksam werden lasse.